Über die Jungnazi-Gruppe „Zollern-Jugend Aktiv“

Stand: März 2025

Am 22. März 2025 soll in Stuttgart eine extrem rechte Demonstration stattfinden, zu der diverse Gruppen, darunter auch die „Zollern-Jugend Aktiv“, mobilisieren.
Diese Gruppe soll im Folgenden aus antifaschistischer Perspektive kritisch porträtiert werden.

Geschichte und Aktivitäten
Die extrem rechte Gruppe „Zollern-Jugend Aktiv“ (ZJA) wurde im Oktober 2023 gegründet. Damals demonstrierten in Albstadt bis zu 1.000 Personen auf rassistischen Demonstrationen gegen eine Unterbringung von Geflüchteten in einer Turnhalle.
Im Windschatten dieser rassistischen Proteste bildete sich offenbar die Gruppe „Zollern-Jugend Aktiv“. Ihre Aktivisten verfolgten und bedrohten damals schon mehrfach (vermeintlich) linke und antirassistische Gegendemonstrant*innen.

Die ZJA veranstaltet interne und externe Aktionen. Intern veranstalteten sie eigene Treffen bzw. Wanderungen und nahmen an Vernetzungstreffen teil.
Nach außen tritt die Gruppe seit ihrer Gründung durch Online- und Offline-Propaganda in Erscheinung.
Online verfügt die ZJA aktuell über Kanäle auf Instagram, Telegram (im November 2023 eröffnet) und Tiktok. Auf Instagram existiert außerdem das Konto „Württemberg_verteidi_gen“, mit dem in der Vergangenheit gemeinsame Beiträge veröffentlicht wurden.
Offline existieren von der Gruppe zwei Aufkleber. Bereits 2023 erschien ein Aufkleber mit der Botschaft „Deutsche Jugend Voran“, was ein Slogan und gleichzeitig auch der Name einer Neonazi-Gruppe ist.

Ab April 2024 folgte ein weiterer mit der Botschaft „REMIGRATION“.

Am 6. September 2024 mobilisierte die ZJA zu einer neonazistischen Demonstration gegen den CSD in Albstadt, an der sich mindestens 118 Personen beteiligten, auch wenn nicht alle davon an den Demonstrations-Aufmarsch oder der Spontan-Demonstration teilnahmen.

Auch 2025 nahmen Mitglieder der „Zollernalb-Jugend Aktiv“ an extrem rechten Veranstaltungen teil, etwa am 22. Februar 2025 in Aschaffenburg an einer „Demo gegen linke Hetze und Gewalt“ und am 23. Februar 2025 in Pforzheim an einer Neonazi-Mahnwache.

Die ZJA hat aktuell etwa fünf bis acht männliche Mitglieder, wozu noch ein erweiterter Kreis von SympathisantInnen kommt, darunter auch Frauen. Mehr als acht Personen tauchen auf den veröffentlichten Banner-Bildern, wie sie z.B. am 13. Oktober 2024 mit dem Banner „Weiß / Normal / Hetero“ im Raum Bisingen gemacht wurden, bisher nicht auf.

Der dazugehörige Werbe-Text verwies auf die Jugendorganisation der Kleinstpartei „die Heimat“.

Vernetzung
Seit Mitte 2024 hat sich die ZJA der neonazistischen Kleinstpartei „Die Heimat“ angenähert, die bis Juni 2023 NPD hieß. Mehrfach gab es direkte Kooperationen:
* laut einem Tiktok der ZJA unterstützte diese „die Heimat“ beim Wahlkampf, unter anderem durch das Aufhängen von Wahlplakaten. Auch der bereits erwähnte Instagram-Kanal „wuerttemberg_verteidi_gen“ wirbt in seinen Posts für die Jugendorganisation der „die Heimat“, die „Jungen Nationalisten“ (JN).
* Am 28. Juli 2024 fand „in der Nähe von Lichtenstein“ (Kreis Reutlingen) eine gemeinsame Veranstaltung von der Neonazi-Kleinstpartei „Die Heimat“ und deren Jugendorganisation JN mit angeblich „ca. 30 Personen“ statt.
Edda Schmidt aus Bisingen hielt einen Vortrag über den „Nationaldemokratischen Hochschul-Bund“, der NPD-Hochschulorganisation, der sie einst angehörte. An der Veranstaltung nahmen auch drei Mitglieder der „Zollernjugend-Aktiv“ teil.

* Mindestens eine Person der ZJA war Ende August 2024 mit der „die Heimat“ in Ulm unterwegs.
* ZJA-Mitglieder nahmen vermutlich am 31. August 2024 am Sommerfest des „Die Heimat“-Regionalverbands Nordbaden teil.

Neben „die Heimat“ und deren Jungendorganisation JN hat die ZJA Kontakte zu den ebenfalls neu gegründeten „Deutscher Stör-Trupp South“ und „Unitas Germanica BW“ / „Deutsche Jugend Voran“ bzw. deren Label „Defend Europe“.

Mindestens zwei Mitglieder, nämlich David G. und Mike N., waren aktiv in der Balinger-Fußballfangruppe „TSG-supporter“, die zwar keine Ultra-Gruppe sein will, aber wie eine Ultra-Gruppe auftritt.
Ein Teil der Mitglieder ist auch bei einer lokalen Narrenzunft organisiert.

Ideologie
Legten das erste Auftreten der ZJA in den sozialen Medien eine Nähe zur neofaschistischen „Identitären Bewegung“ an den Tag, so scheint sich die ZJA inzwischen dem subkulturellen bzw. organisierten Neonazismus angeschlossen zu haben.
Das zeigen u.a. Reals auf Instagram die mit klassischem Neonazi-Rechtsrock musikalisch unterlegt sind (z.B. von „Confident of Victory“) oder die Wiedergabe von Inhalten aus anderen neonazistischen Kanälen z.B. auf Instagram. Auch das Zeigen des White Power“-Handsymbols spricht für sich.
Ansonsten vertreten sie die übliche extrem rechte Ideologie, die z.B. Rassismus und Queerfeindlichkeit beinhaltet. Auch körperliche Ertüchtigung spielt eine Rolle. In einem Video auf Instagram werden die Mitglieder beim Kampfsport-Trainig in der Natur gezeigt. Diese Gewaltbereitschaft unterstreicht das Gefahrenpotenzial der Gruppe.
Auffällig ist, dass die Gruppe oder einzelne Mitglieder versuchen linke, queere und antifaschistische Demonstrationen auszuspähen oder gegen die zu protestieren.
So beobachtete das ZJA-Mitglied David mit einer fünfköpfigen Gruppe die Klimastreik-Demonstration am 20. September 2024 in Tübingen.
Zuletzt mobilisierte die Gruppe gegen die feministische 8.März-Demonstration am 8. März 2025 in Tübingen. Wobei es keine sichtbaren extremen Rechten direkt bis zu der Demonstration schafften.

Fazit
Im Herbst 2023 ist im Zollernalbkreis eine extrem rechte Jugendgruppe entstanden, die sich nach rechts zum Neonazismus radikalisiert haben. Die meisten ihrer Mitglieder sind noch relativ jung, teilweise minderjährig. Trotzdem darf die Gruppe nicht unterschätzt werden. Ihre Mitglieder sind derzeit dabei auszuprobieren wie weit sie gehen können.Zum Beispiel schlich mindestens ein ZJA-Aktivist mit mehreren Gesinnungsgenossen um die Klimastreik-Demonstration in Tübingen am 20. August 2024 herum. Vermutlich war es eine Mischung aus Provokation und Austesten, die diese Kleingruppe zu dieser Aktion motiviert hat.
Außerdem vernetzen sie sich mit gewaltbereiten Neonazis aus anderen rechten Gruppen, was ihr Gefahrenpotential weiter steigert.

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar