Am 22. März 2025 gab es bundesweit unter dem Label „Gemeinsam für Deutschland“ (GfD) 15 extrem rechte Demonstrationen in 14 Bundesländern. Diese wurden an vielen Orten auch als Aufmarsch-Gebiet für klassische Neonazis genutzt.
Das war zum Beispiel in Stuttgart deutlich sichtbar wie eine Analyse des „Antifaschistischen Dokumentations- und Informationszentrum Baden-Württemberg“ (ADIZ BaWü) zeigt. Laut ADIZ BaWü waren in Stuttgart etwa 200 der 1.500 Demonstrierenden als klassische Neonazis erkennbar, die meisten anderen Teilnehmenden waren eher dem Spektrum der Post-Corona-Demonstrationen bzw. Pandemie-Leugner*innen zuzuordnen. Auch wenn sich diese selber zumeist nicht als extrem rechts einordnen, so sind ihre Positionen es doch oft trotzdem. Hinter dem oft bemühten „gesunden Menschenverstand“ und der angerufenen „Normalität“ verstecken sich Versuche die eigenen Positionen zu entpolitisieren und zu naturalisieren. Man vertritt reaktionäre bis extrem rechte Inhalte oft ohne sich selber einem rechten Polit-Spektrum zuzuordnen. Dabei ist der Zuspruch zu Nationalismus, Rassismus, das Feindbild Links und rechten Verschwörungstheorien genauso dominant wie die Anhängerschaft für extrem rechte Parteien wie die AfD oder Politiker*innen wie Donald Trump.
Kritik an der neonazistischen Beteiligung an den GfD-Demos am 22. März 2025 wurde mit Leugnung („Ich sehe keine Nazis!“), klein reden oder der grundsätzlichen Abwehr von Kritik („Wir dürfen uns nicht spalten lassen!“).

Am 26. April 2025 steht nun Balingen ein ähnliches Spektakel bevor wie in Stuttgart. Da es aber zwei Konkurrenz-Demonstrationen in Reutlingen und Karlsruhe gibt, ist das zu erwartende Ausmaß an Größe und Neonazi-Beteiligung unklar.
Allerdings mobilisieren bereits verschiedene neofaschistische und neonazistische Gruppen („Zollern-Jugend Aktiv“, „Pforzheim Revolte“, „Unitas Germanica Baden-Württemberg“), Einzelpersonen (Marina Djonovic von „die Heimat“) und Social-Media-Accounts („Balingen Revolte“, „Bodensee Revolte“, „Karlsruhe Revolte“, „Ostalb Revolte“, „Stuttgart Revolte“, „Gegegnrotgrün1161“) auch nach Balingen.

Insgesamt sollen am 26. April 2025 22 Demonstrationen für die „die Einführung flächendeckender Grenzkontrollen“, den „Schutz der Bevölkerung“, den „Verzicht auf Taurus-Lieferungen“, den „Stopp weiterer milliardenschwerer Hilfszahlungen an die Ukraine“, „die Wahrung der Meinungsfreiheit sowie die Überwindung gesellschaftlicher Spaltungen“ stattfinden. Die Forderungs-Palette scheint breit und beliebig zu sein, um einen möglichst breiten Rahmen an Unzufriedenen und Wutbürger*innen abzuschöpfen. Die Forderung nach der „Einführung flächendeckender Grenzkontrollen“ offenbart aber zumindest eine migrationsfeindliche Position. Konkret geht es wohl um die Zurückweisung von Geflüchteten an den Grenzen.
Bei der Demonstration in Stuttgart am 22. März war auffällig dass es den teilnehmenden Neonazis nicht so sehr um die Inhalte ging, sondern eher darum die Demonstration als Kennlernort, Aufmarschgebiet und vergemeinschaftendes Erlebnis zu nutzen. Dabei duldeten die anderen Demonstrierenden sie zumindest, hießen sie aber auch oft willkommen.
In die Organisation der Demonstration in Balingen ist Julian B. involviert, der bereits am 23. März 2025 in Albstadt eine Kundgebung organisiert hatte. Dabei wurde er von dem Team von „Albstadt steht auf“ (ASA) unterstützt. ASA hatte auch an der Demonstration in Stuttgart am Tag zuvor teilgenommen.
Redner auf der eher mäßig besuchten Kundgebung in Albstadt war u.a. AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Hörner. B. selber hielt zeitweise eine Plakat mit einem Zitat des US-Vizepräsidenten Vance hoch, in dem dieser sich gegen Brandmauern ausspricht. Das Plakat ist ein ausgedrucktes sharepic des AfD-nahen Newsportal „Deutschlandkurier“.
Am 26. April 2025 wird es aller Voraussicht auch in Balingen nach antifaschistischen Protest gegen die extrem rechte Demonstration „Gemeinsam für Deutschland“ geben.
Auch die Alboffensive wird sich daran beteiligen und nationalistischen Irrwegen und Neonazis eine Absage erteilen.