Ausflug zur Gedenkstätte Grafeneck

Am 6. Oktober 2024 nahmen Mitglieder der Alboffensive und Freund*innen an einem Ausflug zur Gedenkstätte Grafeneck mit Führung teil. Uns ging es darum, mehr über die NS-Verbrechen an behinderten Menschen zu erfahren.

Grafeneck liegt bei Gomadingen im Kreis Reutlingen und ist Tatort des Nazi-Massenmords an behinderten Menschen. Das Schloss in Grafeneck gehörte seit 1928 der Samariter-Stiftung, die hier Männer mit körperlichen Behinderungen unterbrachte.
Am 14. Oktober 1939 beschlagnahmten die Nazis die Anstalt „für Zwecke des Reiches“ mit dem Ziel hier eine Tötungs-Anstalt einzurichten. Von Oktober 1939 bis Januar 1940 Grafeneck in eine Mordanstalt umgebaut.
Die ersten systematischen Morde fanden am 18. Januar 1940 statt und die letzten am 13. Dezember 1940. Innerhalb von weniger als einem Jahr wurde in der Vernichtungsstätte Grafeneck 10.654 Menschen mit psychischen und physischen Behinderungen ermordet.
Davon kamen auch 67 aus dem Zollernalbkreis, u.a. aus Albstadt-Ebingen.

Die Opfer stammten aus 49 oder 50 Kliniken und Einrichtungen, vor allem aus Baden-Württemberg, aber auch aus Bayern, Hessen und dem heutigen Nordrhein-Westfalen. Die meisten Einrichtungen wurden von der Kirche betrieben, die sich durch die Preisgabe ihrer Schutzbefohlenen mitschuldig machte.
Bei diesem als „Euthanasie“ (Griechisch für ’schöner Tod‘) verharmlosten Verbrechen wurde erstmals systematisch eine Gaskammer eingesetzt. Die Opfer wurden in 15 bis 20 Minuten qualvoll mit Kohlenstoffmonoxid erstickt.
Im Schnitt wurden 75 Personen pro Tag ermordet. Dafür wurden pro Tag 25 Personen mit je einem Bus nach Grafeneck deportiert. Diese Deportationen wurden als Verlegung in die Anstalt Grafeneck getarnt. Zur Verschleierung des Massenmords wurde ein Sonderstandesamt Grafeneck eingerichtet, welches gefälschte Sterbeurkunden ausstellte. Man versuchte so gegenüber der Bevölkerung den Massenmord zu verheimlichen.
Schnell sprach sich aber herum das aus Grafeneck niemand zurück kehrte. Auch die umliegende Bevölkerung bekam von dem mörderischen Treiben mit.

Das Täter-Personal umfasste 100 Personen und stammte vor allem aus dem Großraum Berlin und Stuttgart. Es handelte sich um Ärzte, Polizeibeamte, Büroangestellte, Pflege- und Transportpersonal, Wirtschafts- und Hauspersonal sowie Wachmannschaften und Leichenbrenner. Sie wurden im Schloß untergebracht. Das Täter-Personal lebte aber nicht isoliert vom Rest der Gegend. So gingen viele TäterInnen in ihrer Freizeit nach Münsingen. Als sie in einer Kneipe mit betrunken ihre Untaten zu offen schilderten, folgte ein Alkohol-Verbot.
In Grafeneck wurden auch drei Ärzte eingesetzt. Einer davon war Dr. Horst Schumann (1906-1983). Er mordete von Januar 1940 bis Ende Mai/Anfang Juni 1940 in Grafeneck, später in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein und danach als Lagerarzt in Auschwitz-Birkenau.
Schumann wurde in einem Prozess beschuldigt 15.000 Menschen ermordet zu haben. Er kam 1971 nach vier Jahren Haft frei und hat noch bis 1983 gelebt. Insgesamt wurde von den 100 TäterInnen fast niemand verurteilt.
Die in Grafeneck gemachten ‚Erfahrungen mit Massenmord‘ waren Ausgangspunkt für andere NS-Verbrechen wie den Holocaust. Hier gab es viele personelle Kontinuitäten.
Ab Ende 1940 zogen die TäterInnen weiter und waren an weiteren NS-Verbrechen beteiligt. Schließlich ging im Mai 1945 der Krieg verloren und 1947 wurde Grafeneck an die Samariter-Stiftung zurück gegeben. Es zogen wieder behinderte Menschen ein und leben bis heute hier.

Lange Zeit herrschte ähnlich wie in Bezug auf andere NS-Verbrechen Verdrängung vor. So wurde im Jahr 1965 das barackenartige Gebäude, in dem sich die Gaskammer befunden hatte, abgerissen.
Doch enstanden nach und nach Denkmäler und im Oktober 2005 eröffnete in Grafeneck ein Dokumentationszentrum. Heute ist Grafeneck ein Wohnort und gleichzeitig eine Gedenkstätte, die von 400 Besuchsgruppen pro Jahr besucht wird.

Homepage der Gedenkstätte: www.gedenkstaette-grafeneck.de

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Redebeitrag II zur Anti-AfD-Kundgebung in Balingen am 28. September 2024: Die AfD nerven, auch in Balingen!

Hallo, ich bin ein Vertreter der Alboffensive. Wir sind eine kleine antifaschistische Gruppe im Zollernalbkreis. Da heute die AfD ihren Bürgerdialog in der Eberthalle veranstaltet sehen wir es als unsere antifaschistische Pflicht an, ihr kräftig auf die Nerven zu gehen.
Wir wollen einfach nicht unwidersprochen hinnehmen, wenn die AfD auftritt. Schön das ihr hier seid und Kante zeigt gegen die AfD.
Leider ist der Zollernalbkreis eine baden-württembergische AfD-Hochburg. Die AfD wurde hier bei den vergangenen Kommunalwahlen in mehreren Orten zweit- oder drittstärkste Kraft. In einigen Ortsteilen in Burladingen wurde sie sogar die stärkste Kraft. Seitdem kennen auch die Tagesschau-Zuschauer*innen den kleinen Ort Burladingen.
Skandalöserweise scheint sich die Partei im Zollernalbkreis derzeit aus ihrer Isolation zu befreien. So wurde bei der konstituierenden Sitzung des Kreistags am 16. September 2024 mit einer klaren 41:13-Mehrheit im Kreistag der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Hörner zum dritten stellvertretenden Vorsitzenden des Kreistags gewählt. Es kann davon ausgegangen werden dass ein Teil der Stimmen für ihn von der CDU kam. Damit ist die Brandmauer im Kreistag de facto gefallen. Expert*innen warnen in diesem Zusammenhang von einer schleichenden Machtübernahme der AfD von unten. Die Gefahr einer Machtbeteiligung geht demnach eher von Kooperationen in den Kommunen aus als von Koalitionen auf Landes- oder Bundesebene. Diese folgen erst nachdem sich die Bevölkerung an die kommunalen Kooperationen und Koalitionen gewöhnt haben.

Bei der AfD handelt es sich um eine nationalistische, rassistische und antifeministische Partei. Correctiv berichtete im Januar über ein rechtes Geheim-Treffen am 25. November 2023 in Potsdam. In Potsdam hatte sich damals ein extrem rechtes Netzwerk aus AfD-Mitgliedern, damaligen CDU-Mitgliedern und parteifreien Rechtsextremen, davon Teile aus dem finanzstarken Großbürgertum, getroffen, um Deportationspläne für Millionen zu besprechen. Auch wenn die AfD versucht dieses Treffen zu verharmlosen. Das war kein normales Treffen. Allein dass Teilnehmende 5.000 Euro als Eintrittspreis gezahlt haben zeigt das.
Nach den Correctiv-Enthüllungen über das Potsdamer Treffen gingen im Januar und Februar 2024 Millionen in der ganzen Republik auf die Straße. Tausende davon auch im Zollernalbreis. Wir alle schöpften Hoffnung, weil so viele Menschen aufgewacht waren und reagierten.
Doch die AfD machte nach einem kurzen Umfrage-Einbruch weiter wie bisher. Spätestens seit der Enthüllung über das Potsdam-Treffen wird von der AfD die Vokabel „Remigration“ offensiv verwendet. Im Prinzip handelt es sich um die neue Version der alten „Ausländer raus!“-Parole. Die Kreis-AfD verwendete das Wort schon seit Jahren. Bereits am 8. Juni 2017 hieß es beim AfD-Kreisverband Zollernalb auf Facebook. ZITAT ANFANG: „Zeit für Veränderungen in unserem Land. Wir gehen jede Wette ein, mit uns läuft die Remigration besser. Versprochen.“ ZITAT ENDE.
Es geht beim Thema ‚Remigration‘ nicht ’nur‘ um die Abschiebung von Menschen mit ungesicherten Aufenthaltsstatus. Deren Zahl umfasst etwa 300.000 Personen. AfD-Politiker sprechen aber immer wieder von einer „millionenfachen Remigration“. Auf einer AfD-Veranstaltung in Gera am 12. Dezember 2023 fordert Björn Höcke beispielsweise den Rauswurf von Millionen Menschen aus Deutschland. Er wolle „Maßnahmen einleiten“, um die deutsche Bevölkerung wieder aufzubauen und meinte. ZITAT ANFANG: „Wir werden auch ohne Probleme mit 20-30 Prozent weniger Menschen in Deutschland leben können.“ ZITAT ENDE.
Das heißt zumindest dem faschistischen Höcke-Flügel geht es beim Thema Remigration um die Deportation fast aller Ausländer*innen, Migrant*innen und ihrer Nachkommen.
Das wir das nicht zulassen dürfen, ist selbstverständlich. Manche sind selbst betroffen und sonst sind es unsere Kolleg*innen, Freund*innen oder Partner*innen.

Uns ist es wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass die AfD ein wichtiger Knotenpunkt in einem extrem rechten Netzwerk ist, welches auch bis in den Zollernalbkreis reicht. Manche Akteure in diesem Netzwerk arbeiten direkt zusammen, andere bedienen sich derselben Feindbilder. Es herrscht oft eine Art Arbeitsteilung vor.
Am 6. September 2024 fand in Albstadt ein CSD statt gegen den über 100 klassische Neonazis demonstriert haben. Das hatte mit der AfD auf den ersten Blick nicht viel zu tun. Auf den zweiten Blick aber durchaus. So forderte die AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative Baden-Württemberg“ am 24. Juli 2023 auf Twitter. ZITAT ANFANG: „CSD verbieten!“ ZITAT ENDE.
Zum CSD in Albstadt schrieb Dr. Joachim Wald, zeitweise stellvertretender Kreissprecher der AfD Zollernalb, am 7. September 2024 auf Facebook. ZITAT ANFANG: „Die SPD in Albstadt buhlt so verzweifelt um Aufmerksamkeit, dass sie schon CSD-Irre in der Innenstadt zur Schau stellen muss.“ ZITAT ENDE.
Ein Jungnazi aus Balingen, der in der Gruppe aktiv ist, die die Neonazi-Demo gegen den CSD organisiert hat, bewirbt auf Instagram auch den heutigen AfD-Bürgerdialog. Vielleicht wird er die Veranstaltung auch besuchen?

Die AfD ist eine Partei mit der Deutschland in Richtung Nationalismus und Vergangenheit marschiert. Für keines der großen Probleme hat sie eine adäquate Lösung parat. Den Klimawandel leugnet sie, eine Mietpreisbremse lehnt sie ab, genauso wie Einwanderung und die Aufnahme von Geflüchteten. Sie steht für einen Rückwärtskurs, der fatal ist. Die Partei ist im Prinzip wie ein Ertrinkender, der sich verzweifelt an alles klammert und mit sich auf den Grund hinunter zieht.
Diese Gesellschaft kann sich aber eine AfD in Anbetracht der Krisen, die über diese Welt herein brechen, nicht leisten.
Leider scheint die AfD auch aus der Opposition immer mehr den Diskurs und die Themen zu bestimmen. Statt Artensterben und Klimawandel macht sich ein rassistischer Migrations-Kurs breit. Die Ernte dafür werden Parteien wie AfD oder das BSW einfahren.
Wir warnen deswegen die demokratischen Parteien eindringlich davor weiter gegen Geflüchtete, aber auch Bürgergeldempfänger*innen Politik zu machen.
Die Einteilung in nützliche und vermeintlich überflüssige Menschen ist eine gefühlskalte Einteilung, bei der man sein Herz an der Kasse abgegeben hat.
Zum Beispiel Rückführungsabkommen mit dem islamistischen Taliban-Regime in Afghanistan sind einer Demokratie unwürdig.
Wir sagen stattdessen: AfD vertreiben, Flüchtlinge bleiben!

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Redebeitrag I zur Anti-AfD-Kundgebung in Balingen am 28. September 2024: Willkommenskultur im Zollernalbkreis

Willkommenskultur im Zollernalbkreis

Willkommen in Albstadt,
wo im Oktober 2023 über tausend Menschen gegen die Unterbringung von Geflüchteten demonstrierten.
Willkommen in Albstadt.
wo dieses Jahr die erste westdeutsche Neonazi-Demo gegen einen CSD stattgefunden hat.
Willkommen in Bisingen,
wo die NPD-Kaderfrau Edda Schmidt wohnt.
Willkommen in Burladingen,
wo die AfD ab 2018 bundesweit ihren ersten AfD-Bürgermeister hatte.
Willkommen in Burladingen,
wo die AfD bei den Kommunalwahlen dieses Jahr in mehreren Stadtteilen die stärkste Partei wurde.
Willkommen in Hechingen,
wo seit zwei Jahren jeden Montag eine AfD-Demonstration stattfindet.
Willkommen in Hechingen,
wo ein Polizei-Kommissar für die AfD im Gemeinderat sitzt.
Willkommen im Zollernalbkreis,
aus dem gleich zwei AfD-Landtagsabgeordnete stammen.
Willkommen im Zollernalbkreis,
wo die AfD BaWü-weit ihr bestes Kreistagswahlergebnis bei der letzten Kommunalwahl erreicht hat.
Willkommen im Zollernalbkreis,
wo im September 2024 mit 41 gegen 13 Stimmen ein AfD-Landtagsabgeordneter zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kreistags gewählt wurde.
Willkommen im Zollernalbkreis,
wo manche bei vielen gar nicht willkommen sind.

Lasst alle Menschen mit wütend pochenden Herzen hier im Kreis
die unsichtbaren Klammern streichen,
die um das Wort ‚Willkommen‘
auf den Ortsschildern stehen.

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In Balingen Spätzle nur ohne braune Soß: Gegen den AfD-„Bürgerdialog“!


Der Ortsverband Balingen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und die AlbOffensive laden zur Kundgebung ein. Wir können den zeitgleich stattfindenden sogenannten „Bürgerdialog“ der #noafd nicht unwidersprochen stattfinden lassen. Wir möchten euch herzlich dazu einladen, mit uns ein klares Zeichen zu setzen. Friedlich und bunt, für Demokratie und Menschenwürde. Es wird kleinere Redebeiträge geben und wir werden alle zusammen ein paar Lieder singen. Für ein solidarisches Miteinander!

📍Samstag 28.09. 18:00, Viehmarktplatz Balingen

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gemeinsame Anfahrt zum CSD in Albstadt am 6. September

Datum: 6. September 2024
Treffpunkt: vor dem Hauptbahnhof Tübingen
Zeit: 16.45 Uhr

Der Zollernalbkreis ist konservativ geprägt und hatte bei den vergangenen Kommunalwahlen das BaWü-weit beste AfD-Kreistagswahlergebnis. Doch wir sehen Regenbögen am Ende des Tunnels und freuen uns, dass am 6. September in Albstadt ein CSD stattfindet. Es wird der erste und hoffentlich nicht letzte CSD im Zollernalbkreis sein. Es ist enorm wichtig, dass queeres Leben auch außerhalb der Groß- und Unistädten sichtbar zu machen und zu normalisieren

Der CSD in Albstadt besteht eine Stand-Kundgebung, die 18.30 Uhr anfängt und bis 19.30 Uhr geht, sowie einer Queer-Party ab 20 Uhr im KulTurm.
Während dieser Kundgebung werden die (kostenlosen) Einlassbändchen für den zweiten Teil verteilt.
Mehr Informationen gibt es unter:
https://csd.albstadt.live/

Leider hat wurde inzwischen eine Gegen-Kundgebung von extremen Rechten angekündigt.
Um den CSD in Albstadt zu unterstützen und zu schützen, möchten wir auch aus Tübingen anreisen. Deswegen rufen wir zur antifaschistischen und queeren Solidarität auf und mobilisieren nach Albstadt zum Besuch des Kleinstadt-Pride.

Wir treffen uns 16.45 Uhr vor dem Tübinger Hauptbahnhof und nehmen dann 17 Uhr den Zug nach Albstadt-Ebingen mit dem wir bereits 17.48 Uhr da sind.

Die Provinz zum Glitzern bringen!

Die Alboffensive

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Balingen: Queer-Party am 28. Juni 2024!

Am 28. Juni 2024 veranstalten die Alboffensive und das Queer-Café ab 20 Uhr unter dem Motto „Queer durch die Provinz“ im Sonnenkeller in Balingen eine Queer-Party.
Eintritt ist kostenlos bzw. gegen Spende!

Lasst uns aus dem Pridemonth heraus tanzen!!!

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Ungehaltene Rede der Alboffensive auf der Kundgebung der „Initiative gegen Rassismus in Albstadt“ am 16. April 2024

Liebe Ähnlich- und Gleichgesinnte, wir sind die Alboffensive und beschäftigen uns seit 2007 als antifaschistische Gruppe mit der extremen Rechten und Reaktionären. Wir glauben das Aufklärung und Recherche ein wichtiger Baustein im Kampf gegen extrem rechte Strukturen darstellen. Deswegen möchten wir heute mal den Scheinwerfer auf lokale Strukturen wie Albstadt richten.
Die Hochburgen der extremen Rechten im Zollernalbkreis sind eher Balingen und Burladingen, aber auch Albstadt hat in dieser Hinsicht etwas zu bieten. Denn auch in Albstadt gibt es gewachsene rechte Strukturen. Wir möchten gerne auf drei Gruppen eingehen, die in Albstadt anzutreffen sind: Rechte Pandemie-Leugner*innen, die AfD und Reichsbürger*innen.

Rechte Pandemie-Leugner*innen
Mit „Albstadt steht auf“ demonstriert seit Oktober 2021 eine Organisation von rechten Pandemie-Leugner*innen fast jeden Sonntag in Albstadt. Ihren ersten Höhepunkt erlebte die Dauer-Demonstration im Winter 2022/2023. Am 30. Januar 2022 nahmen Albstadt-Ebingen laut Presse 1.800 bis 2.000 an den Corona-Demonstrationen von „Albstadt steht“ auf teil. Albstadt wurde damit zur lokalen Protest-Hochburg der verschwörungsideologischen und rechts-offenen Bewegung der Pandemie-Leugner*innen.
Der aktuelle Anmelder der Demonstrationen ist Marco Stumpp, Jahrgang 1973, aus Albstadt. Er ist nach seinem Facebook-Profil deutlich der extremen Rechten zuzuordnen. So postete er bereits im Mai 2017 Bilder mit den antidemokratischen Farben Schwarz-Weiss-Rot. Zudem schrieb er von Lügenpresse. Zitat Anfang: „Es sind und bleiben Lügenmedien und eine Lügenpresse!“. Zitat Ende. Er äußerte sich auf Facebook auch rassistisch. Noch am 18. Oktober 2023 nannte Stumpp Geflüchtete auf Facebook „Pest“ und schrieb. Zitat Anfang: „Das sind keine Flüchtlinge, das ist die Pest, die da kommt!“ Zitat Ende. Stumpp ist auch ein offener AfD-Sympathisant.

Wie Seepocken auf einen Schiffsrumpf, so setzen sich die Pandemie-Leugner*innen auf jedes neues Thema drauf. Ab Mitte Oktober 2023 machte man aus den Corona-Demonstrationen Anti-Asyl-Demonstrationen. Da in Albstadt gerade eine rassistisch aufgeheizte Diskussion über die Unterbringung von Geflüchteten in der Turnhalle stattfand, erlebte die Dauer-Demonstration wieder Zulauf. Am 22. Oktober 2023 demonstrierten 800 Rassistinnen und Rassisten in Albstadt. Auch Neonazis, zum Beispiel aus dem Umfeld der Kleinstpartei „Der III. Weg“, nahmen daran teil.
Auf den Demonstrationen hielten immer wieder auch die beiden AfD-Landtagsabgeordneten Hans-Peter Hörner und Joachim Steyer Reden.
Derzeit hat sich „Albstadt steht auf“ den Bauern-Protesten angeschlossen und veranstaltet Demonstrationen gegen die Ampel-Regierung. Ihnen geht es aber nicht um Verbesserungen für die Bäuerinnen und Bauern, sondern um den Sturz der Regierung. So wurde bereits im Mai 2023 auf einem Online-Flyer gefordert: Zitat Anfang. „Tut es für das Vaterland, Jagd [sic!] die Grünen aus dem Land!“ Zitat Ende.

Reichsbürger*innen
In Albstadt stolpert man immer wieder über die so genannten Reichsbürger. Das ist eine rechtsextreme Strömung, die die gewählte Regierung für illegal hält. Stattdessen glaubt man, dass frühere Regierungsformen, z.B. das Kaiserreich fort bestehen würden. Oft wird diese Vorstellung auch mit der gebietsrevisionistischen Forderung nach dem früheren Staatsgebiet, mit Verschwörungsantisemitismus und undemokratischen Regierungsformen verbunden. Die Reichsbürger*innen sind dabei in dutzende Organisationen zersplittert, die miteinander konkurrieren. Zudem gibt es Einzelpersonen mit diesen Vorstellungen, die sich keiner Organisation angeschlossen haben.
Im Schatten der Corona-Proteste ist auch die Bewegung der Reichsbürger*innen gewachsen.
Vor ein paar Jahren ließen sich verstärkte Reichsbürger-Aktivitäten in Albstadt-Truchtelfingen feststellen. Dahinter steckte der dort ansässige Busfahrer Bernd N., der mit seinen Kinder und Freunden versuchte eine Gruppe aufzubauen. Dass er auch gefährlich war, stellte er unter Beweis, als er am 28. August 2015 in Albstadt-Ebingen auf dem Rathaus randalierte. Dabei wurden zwei Polizeibeamte leicht verletzt

die AfD
Die AfD war in Albstadt schon einmal aktiver als aktuell. So veranstaltete die extrem rechte Partei in den Jahren 2019 bis 2021 gerne Infostände in Albstadt. Außerdem richtete die AfD mindestens 2017 bis 2019 im „Brauhaus“ in Albstadt-Ebingen Treffen aus. Dagegen protestierte damals auch die Alboffensive.
Am 16. November 2019 fand in der Zollernalbhalle in Albstadt-Tailfingen die Feier des 6. Geburtstags des AfD-Kreisverbands Zollernalb mit den Festrednern Dirk Spaniel und Andreas Kalbitz statt. Es kamen laut Presse rund 100 Gäste. Zur Erinnerung: Der für die AfD in den brandenburgischen Landtag gewählte Andreas Kalbitz wurde im Mai 2020 aus der AfD geworfen, weil er Kontakte zur neonazistischen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ gepflegt hatte.
Kurzfristig gab es auch einen, im Juli 2018 gegründeten, AfD-Ortsverband Albstadt, der aber schnell wieder inaktiv war. Sprecher des AfD-Ortsverband Albstadt war ein Dr. Joachim Wald aus Albstadt-Ebingen.
Derzeit gibt es einen frisch gegründeten Kreisverband der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“. Dieser wird von Martin Dollas aus Albstadt geleitet, der seit Juli 2023 auch Beisitzer im Landesvorstand der „Jungen Alternative“ in Baden-Württemberg ist.
Es ist zu befürchten dass die AfD in Albstadt zu den Kommunalwahlen am 9. Juni 2024 antreten wird und auch durch Veranstaltungen, Infostände und Plakate in Albstadt versucht wieder sichtbarer zu werden. Wir hoffen aber, dass es lokale Antifaschist*innen wie die Mitglieder der „Initiative gegen Rechts“ gibt, die dann vor Ort dagegen halten wird. Natürlich wird dann auch die Alboffensive mit von der Partie sein.

Fazit
Es gäbe noch mehr zu sagen, über lokale Strukturen oder extrem rechte Interventionen von außen. Zum Beispiel über einen OB-Kandidaten in Albstadt 2023, der Impfgegner, Klimawandelleugner und Verschwörungsideologe ist. Oder über einen CDU-Stadtrat aus Albstadt, der mehrfach an den Corona-Protesten teilgenommen hat.
Wir belassen es aber jetzt erst einmal dabei. Wir freuen uns auch über Hinweise auf rechte Aktivitäten. Die Alboffensive ist auf Twitter und Instagram vertreten und hat einen eigenen Blog: https://alboffensive.noblogs.org/
Auf dem findet ihr auch eine gut gepflegte Chronik rechter Aktivitäten im Zollernalbkreis.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

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Balingen: Initiative für „Freie Schule“ mit Querdenken-Hintergrund

Im Raum Balingen wollte sich Ende 2023 eine „Freie Schule für Basisbildung“ (FSB) gründen. Wir als Alboffensive finden das problematisch, weil wir befürchten dass es sich dabei um ein Projekt von Pandemie-Leugner*innen handelt.
Stand der Recherche ist November 2023.

Versuchen Pandemie-Leugner*innen hier eine eigene Schule zu gründen?
Die Inhalte auf der Homepage erscheinen auf den ersten Blick sehr unverfänglich. Doch ist das Personal bereits aus anderen Zusammenhängen bekannt.
Ansprechperson ist z.B. eine Monika D. aus Rosenfeld. D. war in der Querdenken-Partei „die Basis“ seit April 2021 im Vorstand als Beisitzerin aktiv [1]. Auch im Vorgänger-Projekt, der Partei „WIR2020“, war sie aktiv.
Die Kassiererin des Vereins, die Erzieherin Iris P., nahm an Corona-Protesten teil.

So dürfte es kein Zufall sein dass die FSB auch über Telegram-Kanäle von „die Basis“ beworben wurde.

Laut Selbstangabe wurde der FSB-Verein im Mai 2021 von sechs Frauen gegründet. Gerade zu der Zeit als die Pandemie-Leugner*innen die Corona-Schutzmaßnahmen für Kinder an Schulen ablehnten. Damals fingen sie an sich nach Alternativen umzusehen. Dabei ging es schnell nicht mehr um die Masken-Pflicht oder die – tatsächlich kritisierenswerten – Schulschließungen, sondern generell um alternative Bildungsinhalte.
Schul-Gründungsversuche waren damals sind typisch für die Szene der Pandemie-Leugner*innen. Nach einem Bericht des SWR vom 31. März 2022 gab es aus diesen Kreisen 30 schulähnliche Gruppen in Baden-Württemberg, die versuchten die Schulpflicht zu unterlaufen.

Laut Presse-Berichten ist die FSB mit ihrem Bildungskonzept vorerst gescheitert [2]. Das ist zu begrüßen. Staatliche Schulen sind durchaus zu kritisieren, z.B. die Dreigliederung des deutschen Schulsystems, die noch aus feudalen Zeiten stammt. Aber Querdenken-Schulen sind auf jeden Fall eine schlechtere Alternative zu staatlichen Schulen, weil an ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit anti-wissenschaftliche Inhalte vermittelt werden.

[1] sb: „dieBasis“ fasst Fuß im Zollernalbkreis, „Schwarzwälder Bote“, 28.04.2021, https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.verband-in-balingen-gegruendet-diebasis-fasst-fuss-im-zollernalbkreis.fa63d75c-ed81-41e1-990b-c18a9c1360e0.html
[2] Cornelius Eyckeler: „Freie Schule für Basisbildung“ vorerst gescheitert, „Schwarzwälder Bote“, 15.11.2023, https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.freie-schule-fuer-basisbildung-schulkonzept-vorerst-gescheitert-verein-in-balingen-wehrt-sich.c064f146-82ed-4b18-a6ef-90f42d604a13.html

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Vortrag „Höcke ist ein Nazi“ am 20. April in Balingen


Datum: 20. April 2024
Ort: Balingen, Stadthalle, Studio, Hirschbergstraße 38
Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr

Björn Höcke ist Nationalsozialist im engen Sinne und der entscheidende Motor der Faschisierung der AfD. Spätestens seit dem AfD-Bundesparteitag im Juni 2022 in Riesa ist er der inoffizielle Führer der AfD. Aber auch außerhalb der AfD baut Höcke sich als Führer einer faschistischen Bewegung auf.
Der Referent ist beteiligt an der bundesweiten Kampagne „Björn Höcke ist ein Nazi” von „Aufstehen gegen Rassismus“ (AgR), die der fortschreitenden Normalisierung der AfD entgegentreten will. Er wird Argumente dafür liefern, dass Höcke die Entwicklung der AfD zu einer im Kern faschistischen Partei maßgeblich vorangetrieben hat. In einem einleitenden Vortrag wird er Schlaglichter auf Höckes ideogischen Überzeugungen sowie sein extrem rechtes Netzwerk werfen, welches auch über die Parteigrenzen hinaus agiert. Darüber hinaus stellt der Referent im Vortrag die zentralen Bausteine der AgR-Kampagne gegen den Aufstieg der Höcke-AfD vor.
Mehr Infos zur Kampagne, dem Kampagnen-Material und Hintergrund-Recherchen finden sich auf dieser Website:
https://hoecke-ist-ein-nazi.de/

Der Vortrag ist eine Kooperationsveranstaltung der Alboffensive mit der Grünen Jugend Zollernalb.

Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Einlassvorbehalt
Die Veranstaltenden behalten sich gem. § 6 VersG / Art. 10 BayVersG vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.“

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Aufruf zum Protest gegen den AfD-Landesparteitag in Rottweil am 24. Februar!!!


Viele wussten es schon, manchen ist es erst in den letzten Wochen bewusst geworden. Die AfD ist eine extrem rechte Partei, oder um es mit einem älteren Wort zu sagen: Sie ist faschistisch. Der dominierende Höcke-Flügel ist der offen faschistische Flügel der Partei. Das Selbstetikett „konservativ“ oder „bürgerlich“ klebt immer schlechter, auch in Baden-Württemberg. Unter dem schwarzen Schafspelz kommt immer mehr das braune Wolfsfell zum Vorschein. Die gesamte Partei steht für Nationalismus, Rassismus und Sexismus.
Gegen Faschismus hilft nur eins: Antifaschismus!
Wir rufen dazu auf, der AfD das Leben schwer zu machen. Jeder Auftritt, ob öffentlich oder nicht-öffentlich, muss mit konsequenten Gegenprotest beantwortet werden.
Deswegen wollen wir am 24. Februar 2024 aus dem Zollernalbkreis nach Rottweil, um hier 9.30 Uhr an den Protesten teilzunehmen. Hier will die AfD in der Stadthalle am 24. und 25. Februar einen Sonderparteitag abhalten. Der wurde organisiert, weil der Südwest-Landesverband mal wieder zerstritten ist. Wir möchten der AfD aber keine Chance bieten ihre Streitereien in Ruhe beizulegen. Auch in der Provinz regt sich Widerstand und wir möchten helfen ihn zu verstärken.
Dazu fahren wir gemeinsam nach Rottweil und zurück.
Dafür bieten wir eine Mitfahrgelegenheit per Privat-PKW an. Bitte kontaktiere uns per Email (alboffensive at web Punkt de) oder über Instagram (https://instagram.com/alboffensive).

Wir freuen uns über eine Beteiligung am Spritgeld, aber daran soll eine Mitfahrt nicht scheitern.
Bringt gerne Transparente, Instrumente (Pfeifen etc.) und gute Anti-AfD-Parolen mit. Auch Extra-Socken, heißer Tee in einer Thermoskanne und eine gefüllte Brot-Büchse sind immer sinnvoll.
Überlegt euch auch, ob ihr nicht eine so genannte Bezugsgruppe (https://www.anarchismus.at/tipps-und-tricks/demonstrationen-und-ueberwachung/6896-bezugsgruppen-basics-zwei-texte) bilden möchtet.

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