Offener Brief der Alboffensive: Warum wir mit dem „Unantastbar“-Konzert ein Problem haben

Am 9. April 2022 soll ihm Rahmen ihrer Tournee die Deutschrock-Band „Unantastbar“ aus Norditalien in Balingen in der Volksbankmesse spielen.
Wir als „Alboffensive – kein brauner Alb(t)raum“ haben mit dem Auftritt ein Problem und möchten das kurz ausführen.

Um nicht falsch verstanden zu werden, möchten wir eines gleich zu Anfang fest stellen. Bei „Unantastbar“ handelt es sich NICHT um eine Nazi-Band!
Es geht uns um Inhalte und weniger um alte Verstrickungen, sondern eher um den heutigen Umgang damit.

Die Band „Unantastbar“ kann als Miniatur-Version der Band „Frei.Wild“ angesehen werden mit der sie vieles teilt. Beide werden einer ominösen ‚Grauzone‘ zugerechnet. Dabei handelt es sich um einen Hilfsbegriff um Gruppen, z.B. Bands, einzuordnen, die keine extrem rechten Bands sind, die aber nationalistische Inhalte und Verstrickungen aufweisen, die problematisch sind und sie für ein Misch-Publikum, in dem sich auch Rechte tummeln, attraktiv machen.

Die ebenso wie „Frei.Wild“ als Onkelz-Cover-Band gestartete Band „Unantastbar“ wurde im September 2004 in Brixen in Südtirol/Trentiono Aldige gegründet.
Ebenso wie das „Frei.Wild“-Mitglied Norbert Burger war das „Unantastbar“-Mitglied Joachim Bergmeister, „Joggl“, in der Nazi-Band „Kaisejäger“ aktiv. Konkret spielte er hier 2000 und 2001 als Schlagzeuger.
Doch Verbindungen in die rechte Szene finden sich auch nach Gründung von „Unantastbar“. So
sammelte die deutschnational-separatistische „Los von Rom”-Vereinigung am 26. Januar 2007 bei einem „Unantastbar“-Konzert „Juze Naturns“ laut Internet-Berichten Unterschriften für ihr Begehren das mehrheitlich deutschssprachige Südtirol von Italien abzuspalten.
In der Nazi-Location „Skinhouse Menfis“ in Neustadt an der Orla hatte die Band am 14. April 2007 einen Auftritt und sie spielte laut Ankündigung am 21. Dezember 2007 in Hildesheim für „Bootboys Hildesheim“.

Zudem war das erste Band-Label das rechte belgische Label „razor wire records“, ein Sublabel von „Pure Impact“.
Heute ist die Band bei dem „FreiWild“-Hauslabel „Rookies & Kings“ untergekommen.

Das ist nun alles relativ lange her. Deswegen wäre es zu einfach der Band diese Kontakte in der Vergangenheit vorzuhalten. Wichtiger erscheint hier der heutige Umgang damit.
Nach unseren Informationen gab es lediglich eine Absage an „politischen Extremismus“.
Es erscheint ein wenig billig ein paar Distanzierungen von „Extremismus“ von sich zu geben und zu meinen, damit sei alles gesagt.

Bleiben noch die Inhalte. Ähnlich wie „FreiWild“ weist auch „Unantastbar“ aktuell keine bekannten organisatorischen Berührungspunkte zur extrem rechten Szene mehr auf.
Trotzdem gibt es problematische Inhalte. So propagiert die Band eine Art Südtiroler Miniatur-Nationalismus. Da heißt es etwa:
„Südtirol – Heimatland Südtirol – Weltbekannt – Wir werden immer zu dir stehn, und lassen deine Fahne wehn!!“
Ähnlich wie „FreiWild“ propagiert „Unantastbar“ viel Männlichkeit und Kämpfer-Pathos. Manche Text-Zeile sind derart interpretationsoffen das alles rein gelesen werden kann.
Aber immerhin gibt es neuere Texte, in denen es heißt: „Ob du von hier bist oder aus ’nem ander’n Land / Ob du Christ bist, Moslem oder Hinduist, / Egal, Hauptsache nicht normal / So wie jeder / Kann jeder / So wie du / Nur du allein“
Letztlich sind „Frei.Wild“, „Unantasbar“ und Co. das, was als ‚konforme Rebellen‘ bezeichnet werden kann. Man besingt Außenseitertum und Rebellion, aber abstrakt und gleichzeitig lobt man sein ‚Heimatland‘.

Vielleicht ist Musik tatsächlich auch Geschmackssache und uns schmeckt es nicht.

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